Toshiba e800 Software für hohe Auflösung

Geschrieben von (01.07.2004 00:00 CET)

Wichtig! Dies ist der Test der originalen Windows Mobile 2003-Version. Die Hardware ist identisch, die 2003SE-Spezifika fndet Ihr hier.

Wer meine Einstellung zu Toshiba (bzw. deren firmenpolitischen Vorgaben zum Umgang mit Journalisten, der Kommunikation und der Gewährung von Sonderkonditionen) kennt, der wird den Wahrheitsgehat des folgenden Artikels anzweifeln. Und ehrlich gesagt schaue ich immer noch mit Unglauben auf das getestete Gerät und die Schlüsse, die daraus gezogen werden müssen.

Doch von Anfang an: Die Verlautbarung von Toshiba im Herbst vergangenen Jahres, der Pocket PC-Markt sei tot, wurde mit geteilten Reaktionen aufgenommen. Als Toshiba den Markt der PDAs betreten hatte, waren die Vorschusslorbeeren und die Erwartungshaltung hoch, wurden durch die nicht ganz so überzeugende e570-Serie gedämpft, durch die e7xx-Serie wieder beflügelt, etc. Das erste Anzeichen einer Abkehr von diesem Marktsegment kam also reichlich überraschend, und wurde in dieser Deutlichkeit von den Zahlen der Marktbeobachter nicht gestützt.
Nicht lange darauf allerdings sah der Markt zwei neue Produkte, die beide auf ihre Weise komplett konträr zur vermeintlichen Geringschätzung der Zukunftschancen der PDAs:
Der e400, der im Bundle mit dem Destinator 3.0 in Media-Märkten mit EUR 399,- eines der gleichzeitig günstigsten und vom Preis/Leistungs-Verhältnis guten Navigationsbundles darstellt, und der hier getestete e800.

Microsoft hat für das Folge-Betriebssystem für Pocket PCs (und auch Smartphones) angekündigt, die Systemauflösung zu vervierfachen (oder zu verdoppelt, wie man es auch rechnen will). Für den Pocket PC bedeutet dies den Sprung von 320*240 auf 640*480, also von QVGA auf VGA. Daß kleine Displays in der Lage sind, deutlich höhere Auflösungen als bisher darzustellen, das haben die Palms und Cliés dieser Welt bereits gezeigt.
Toshiba hat sich mit den beiden Modellen des e800 (wie immer gibt es eine WLAN- und eine Bluetooth-Version) bereits darauf eingestellt und ihnen ein riesiges 4-Zoll-Display spendiert, daß diese Auflösungen problemlos darstellen kann.
Nun stellt sich einem Hersteller, der die Hardware vor dem Betriebssystem weiterentwickelt, natürlich ein nicht zu vernachlässigendes Problem: Die gängige Pocket PC-Software ist auf die niedrige Auflösung ausgelegt, nutzt also nur ein Viertel des Bildschirms aus. Und diese Tatsache plus die, daß bestimmte Programme ggf. gar nicht laufen, bedeutet ein hohes Risiko, mit Beschwerden überschwemmt zu werden.

Konsequent ist Toshiba darum einen anderen Weg gegangen: Mittels eines auf dem Gerät fest installierten Tools kann die Auflösung auf VGA umgestellt werden. Dann allerdings ist der Benutzer auf das Toshiba-eigene Menüsystem und die ClearVue-Programme (Viewer für Word, Excel, Powerpoint und Bilder) beschränkt. Der Bereich um den Start-Button is softwaremässig deaktiviert (eine sogenannte "Dead Zone"), somit hat der Benutzer mit Bordmitteln keine Chance, ins Startmenü und damit an andere Programme zu kommen. Schaut man sich die Schärfe des Displays an und betrachtet die lesbarkeit von Schrift und Bild, dann bekommt man so einen sehr guten Eindruck, was tatsächlich möglich wäre.
Allerdings, so ist die Natur des Menschen, ist die Begeisterung, sich nur Dokumente anschauen zu können, zeitlich eher begrenzt. Schnell stellt sich der Technikbegeisterte vor, wie wunderbar beispielsweise ein Browsen des Internets, die Arbeit mit Pocket Word und Pocket Excel, etc., in der hohen Auflösung wären. Und dann kann man sich leicht vorstellen, dass es die Programmierbegabten unter den e800-Besitzer nicht lange untätig lasst.
Die Konsequenz: Es gibt mittlerweile mehrere Tools auf dem Markt, die auch auf einem deutschen e800 die hohe Auflösung realisieren, ein Drehen der Anzeige ins Querformat zulassen und die Dead Zone deaktivieren. Und unter dieser Prämisse (auch wenn sie von Toshiba selbst natürlich nicht supportet ist, nicht unter Garantie oder Gewährleistung fällt), ist der e800 eine eigene Klasse an PDA.(Hier sind die Links zu den Softwaretools!)


Sei es der Internet-Explorer (oben in 320*240, unten in 640*480), Pocket Word und Excel, der Gewinn durch den vierfachen Platz auf dem Display ist immens. Webseiten gehen zu einem großen Teil auf den Bildschirm (wenn man ihn ins Querformat dreht), und die meisten Programme funktionieren prima mit der hohen Auflösung. Es kann höchstens sein, daß nur das obere, linke Viertel des Displays ausgenutzt wird, was der Funktion der Programme keinen Abbruch tut, nur ein wenig seltsam aussieht. Die Entscheidung, ob man mit der extrem scharfen, aber natürlich auch kleinen Schrift leben will, kann der Benutzer selber treffen. Und wer Jawbreaker auf seinem normalen WM2003-PDA gemocht hat, der sollte sich mal den Härtetest mit der vierfachen Menge antun... ;-)))

Mit seinen 128MB und einer freizugänglichen 32MB FlashROM-Disk ist er der PDA mit dem größten verfügbaren internen Speicher. Man macht sich einfach keine Gedanken mehr, ob man noch ein Heute-Thema (hier gibt es beispielsweise kostenlose VGA-Themen, die den ganzen Bildschirm ausfüllen) und noch ein Programm installiert, denn der Speicher reicht einfach.
Auch im QVGA-Modus ist das Display scharf und klar, es braucht einen Vergleich mit dem der iPAQs nicht zu scheuen. Die Konsequenz aus der Displaygröße ist natürlich eine entsprechende Gerätegröße, die kaum mit einem anderen Gerät am Markt vergleichbar ist. Sie ist nicht extrem störend, vor allem die hohe Auflösung wäre es kaum mit einem kleineren Display realisierbar, nichts desto Trotz spricht das Vergleichsfoto eine deutliche Sprache.
Integriert im Toshiba e800 sind ein CF- und ein SD/IO-Slot, damit können sowohl die gängigen Speicherkarten als auch Applikationskarten wie Bluetooth, WLAN, GPS, Radio, etc. verwendet werden. Da Toshiba aus Tradition nur jeweils einen der beiden Wireless-Standards einbaut, man sich also zwischen integriertem Bluetooth und integriertem WLAN entscheiden muss, kann so problemlos der jeweils fehlende Standard erweitert werden. Das Testgerät ist die Bluetooth-Variante (aus der Argumentation, dass man unterwegs und damit häufiger eher Bluetooth benötigt) und für die lokale Anwendung zuhause dann WLAN erweitert, was durch die Sandisk WLAN-SD-Karte passiert).
Und wer den Bluetooth-Manager der e7xx-Serie kennen und hassen gelernt hat, der muß sich umorientieren. Zwar nutzt Toshiba immer noch einen anderen als den WIDCOMM-Stack, dieser ist aber jetzt so überarbeitet, daß er bequem, funktional und effektiv nutzbar ist.

Für die verschiedenen Bereiche (Telefonie, Rendering, Allgemein, Activesync und PAN) kann einzeln festgelegt werden, welches der registrierten Geräte als Standard genommen wird. Beispielsweise für BT-GPS findet man dann unter "Allgemein" eine Liste, und kann dort ein Gerät als Standard registrieren, das dann immer, wenn die entsprechende Schnittstelle angesprochen wird, verwendet wird. Allerdings war es im Test unmöglich, eine andere Navigationssoftware als den TomTom Navigator 2 zu verwenden. Dieser lässt statt des COM-Port (laut Angaben der Software COM6:) die Wahl der Bezeichnung zu, und auch wenn das BT-GPS im BT-Manager als COM6: gekoppelt wird, die anderen Programme finden dort kein GPS.

Licht und Schatten zeigen sich beim Design und dem mitgelieferten Zubehör. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat Toshiba Abstand von der metallisierten, edlen Oberfläche des Gehäuses genommen, das jetzt aus hochglänzendem, tiefblauem Plastik besteht. Grundsätzlich kein Beinbruch, auf Grund der Größe des Geräts wirkt dies aber subjektiv zum einen nicht wirklich hochwertig, zum anderen sieht man jeden Fingerabdruck (was wahrscheinlich nur Kriminalisten freuen wird...). In der konsequenz wird man einen guten Teil der Zeit damit verbringen, den PDA zu putzen.
Auf der anderen Seite allerdings ist der Gesamteindruck wirklich stimmig. Die silbernen Seitenteile und das Steuerkreuz machen einen Teil dieser Wirkung wieder wett, alles in allem ist der e800 zwar kein Designgerät, aber funktional und gefällig.
Um die (wenigen) Negativaspekte zu komplettieren: Wer auch immer den Stift des e800 designed hat, der gehört ernsthaft hinterfragt: Ein wirklich pieseliger Teleskopstift, der zum einen beim Entnehmen dauernd hakt, extrem billig aussieht und beim Schreiben absolut unbequem ist. Da kann man sich entweder nur mit einem Kombistift behelfen oder darauf hoffen, daß die üblichen Verdächtigen einen entsprechenden anderen Stift entwickeln.
Wie bei den Vorgängermodellen lässt sich die Wireless-Funktionalität durch einen kleinen Hardware-Schalter ausstellen. Hilfreich beispielsweise im Flugzeug, wo jeder Fumksender verboten ist. Um einen Hardreset vorzunehmen, ist ein weiterer Umschalter hinter einer Abdeckung verborgen.

Technisch wie optisch ist die Dockingstation ein absolutes Highlight: Sie ist extrem schwer, was das einlegen und Entnehmen des PDAs leicht macht. Ist der e800 eingelegt, dann leuchtet ganz unten an ihrer runden Basis ein blauer Ring... Spacig, unkonventionell, schick.
Was die Toshibas der höheren Modellreihen auszeichnet, ist der integrierte USB-Host. Wer das Ganze unterwegs zur Verfügung haben will, der legt sich das optionale Presentation Pack zu, das unten an den PDA angesteckt wird und eine USB-Schnittstelle plus einen VGA-Ausgang liefert, über den dann beispielsweise Präsentationen gemacht werden können.
Wem das oben beschriebene Thema mit dem Bluetooth-GPS stört, der kann sich durch den integrierten CF- und SD-Slot leicht behelfen. Hervorragend funktioniert haben sowohl die Haicom HI303MMF als auch die SysonChip CF GPS Plus mit dem Destinator und dem TomTom Navigator 2. Spannend daran ist, daß beide Programme klaglos den vollen Bereich des hochauflösenden Displays ausnutzen, und damit eine bisher ungeahnte Übersicht gewähren. Einzig der Positionsanzeiger ist ein wenig klein, aber die Größe des Kartenausschnitts ist genial.

Software Tools
Hochauflösende Heute-Themen
Resfix 2.0 (kostenpflichtig, aber mit Landscape-Modus)
Resfix 1.0 (kostenlos)
Undead Hack (Freigabe des Start-Buttons in HiRes)


Zubehör

Alucase

Preis:

EUR 599,- Listenpreis, WLAN-Version und BT-Version für EUR 549,- abzüglich EUR 10,- Rabatt für die World of PPC mit dem Gutscheincode "world-of-ppc".

Fazit:

Der Toshiba e800 ist konkurrenzlos. Nicht, weil er den höchsten verfügbaren Speicher an Bord hat, nicht, weil er einen USB Host hat. Sein Design ist gewöhnungsbedürftig, was vollkommen neutral gemeint ist. Aber die Tatsache, dass er ein riesiges, hervorragendes Display hat, das auf Wunsch auch vom Laien in allen Applikationen genutzt werden kann, macht ihn einzigartig.
Und manchmal,wenn ich intensiver darüber nachdenke, dann frage ich mich, ob Toshiba nicht einen ganz genialen Schritt gegangen ist: Klar zu machen, daß das Gerät problemlos in der hohen Auflösung läuft, sich durch die Einschränkungen den Ärger zu ersparen, dass einige Programme eben nur in einem Viertel des Displays laufen, und andererseits das System so offen zu machen, dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis Entwickler in den Communities dies lösten. Aber das ist natürlich rein hypothetisch... ;-)))

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