Slingbox

Geschrieben von (29.11.2006 00:00 CET)

Wie schön ist es doch, wenn man nur mal eben eine Sendung im Fernsehen schauen will, und dafür nicht vor dem Fernseher sitzen muss, sondern an einem beliebigen Ort mit einem Notebook oder einen PDA sitzen kann. Nachdem das terrestrische Fernsehen in Deutschland vom analogen Signal auf DVB-T (Digital Video Broadcast - Terrestrial) umgestellt wurde, ist die Flut der Zubehörteile in Form von USB-Sticks, PC-Karten und Settop-Boxen exorbitant angewachsen und deren Preise ins Bodenlose gepurzelt.
So recht bequem ist das ganze allerdings zumindest aus meiner Sicht noch nicht: gerade bei der USB-Lösung schleppt man immer einen stattlichen Kabelsalat mit sich herum: die Box (mit Kabel zum Notebook) bzw. den USB-Stick (der auf Grund seiner Länge meist auch nicht stabil im USB-Slot steckt) plus eine Antenne, die per Kabel mit dem Empfänger verbunden ist. Nicht wirklich portabel also, und wenn man in einem Randgebiet des DVB-T-Empfangs wohnt, dann kommt noch hinzu, dass man ggf. nur an bestimmten Stellen des Hauses Empfang hat.
In einem Mailwechsel mit Nils Gustafsson von handit.de hörte ich das erste mal von der Slingbox: Diese bietet die Möglichkeit, durch einen integrierten Tuner (DVB-T und analog) Fernsehprogramme (und durch eine Vielzahl von Anschlüssen bzw. Adapterkabeln noch die verschiedensten Videoquellen) zu empfangen. Das Videosignal wird dann komprimiert und über das Netzwerk gestreamed, ist also an jedem PC, der im Netzwerk ist, empfangbar.

Nach ca. 10 Minuten einfachster Konfiguration (ein Tutorial schreibe ich noch) kann direkt losgelegt werden:
Auf dem Client läuft der SlingPlayer, eine kleine Applikation, die sowohl die Konfiguration als auch die Steuerung der Slingbox übernimmt. Auf Grund der technischen Eigenarten kann immer nur ein Benutzer/Client auf die Slingbox zugreifen, diese zeigt dann über leuchtende Dioden an, dass sie "belegt" ist. Begründet ist dies technisch: Jede Slingbox hat eine eigene "Finder-ID", die vergleichbar der MAC-Adresse einer Netzwerkkarte für jedes Gerät anders ist. Würden zwei Clients parallel darauf zugreifen, so wäre nicht mehr eindeutig bestimmbar, wo der Stream hingeleitet werden soll. Abgesehen davon kann ein TV-Tuner auch nur ein Programm "gleichzeitig" empfangen.
Die Qualität des empfangenen Bildes ist sichtbar schlechter als die eines in das empfangende Gerät integrierten Tuners, was in der Kompression begründet liegt. Nichts desto Trotz ist es immer noch so gut, dass Schriften lesbar sind, schnelle Bewegungen nicht allzu sichtbar "blocken", etc. Ausgerichtet ist die Slingbox in der UK-Version auf die PAL-Bildnorm, also auch für deutsche Fernseh- und Videoübertragungen geeignet. Das englische "FreeView" entspricht vom Frequenzband soweit dem deutschen DVB-T, dass alle in Krefeld empfangbaren 28 Sender im Suchlauf direkt gefunden wurden. In der PC-Version wird im Standard an das Wiedergabefenster eine virtuelle Fernbedienung angehängt, mit der die Kanäle ausgewählt werden können. Leider ist es nicht vorgesehen, die Ordnung der Kanäle zu ändern, und eine Liste der Kanalnummern und entsprechenden Programme findet sich nur in den Einstellungen der Slingbox. Definitiv ein Verbesserungswunsch: Neben der Fernbedienung sollte auch eine Programmliste zum Umschalten integriert werden!

Alternativ können statt der Fernbedienung Favoriten mit Text oder einer Grafik kenntlich gemacht unter dem Wiedergabefenster dargestellt werden, dies löst das Dilemma recht elegant. Da die SlingBox nicht in Deutschland im Vertrieb ist, fehlen die Symbole für deutsche Sender, kleine Grafiken sind aber schnell von den Internetseiten der Fernsehsender zu bekommen und dann als freie Grafik hoch zu laden.
In der Anwendung an einem PC oder Notebook also problemloser Betrieb und einfache Konfiguration. Egal, an welchem Rechner man gerade sitzt, man startet nur eine kleine Software und kann die Videoquelle der Wahl schauen, ohne, dass man noch Hardware anklemmen und positionieren muss.

Schön auch: Richtet mein seinen Router entsprechend ein (der Port 5001 muss weitergeleitet werden an die Slingbox), dann kann man auch von außen über eine beliebige Internetverbindung auf die eigene Slingbox zugreifen. Die oben beschriebene "FinderID" sorgt dafür, dass den Datenstrom an die richtige Stelle kommt.

Richtig spannend wir das ganze im Zusammenhang mit mobilen Geräten. Sling bietet sowohl einen Player für Windows Smartphones als auch für Pocket PCs an. Leider, bevor die Freude zu groß wird, nur in den USA, und schlimmer noch: Beim Kauf wird geprüft, ob die verwendete Kreditkarte eine amerikanische ist. Nach den 30 Tagen Testzeitraum bleibt also keine andere Chance als einen Bekannten in den USA zu bitten, den Kauf durchzuführen. Wer dazu keine Möglichkeit hat, der bleibt auf der Strecke. Sling selbst ist da leider extremst unkooperativ und zieht sich auf den Standpunkt zurück, die Version sei mit der PAL-Version nicht vollständig kompatibel, darum nicht supportet und nicht im Verkauf. Eine PAL-Version gäbe es wahrscheinlich Ende des dritten Quartals 2006.

Nach einigen Tagen mit der "nicht einwandfrei funktionierenden Version" kann ich dies definitiv nicht nachvollziehen: Sowohl auf einem HTC MTeoR Smartphone als auch auf einem XDA Trion/HTC TyTN läuft die Software sauber und stabil...

Beide Versionen benötigen entweder eine UMTS-Verbindung oder eine WLAN-Verbindung, GPRS ist definitiv zu langsam. Die Konfigurationseinstellungen, die Kanäle, etc. liegen in der Slingbox selbst, damit ist nur eine Konfiguration der Verbindung nötig. FinderID eingegeben, Passwort für den Zugriff gespeichert und schon kann das Vergnügen losgehen. Die Pocket PC Version hat eine sehr ähnliche Oberfläche wie die PC-Version, die Fernbedienung kann (in auf den Bildschirm angepasster kleinerer Version) eingeblendet werden, Favoriten können wie beim PC-Client konfiguriert werden und dann mit dem Stift durch Anklicken in der Favoritenleiste aufgerufen werden, etc.

Preis:

ca. EUR 320,- bis EUR 350,- über eBay oder bei handit.de auf Anfrage

Fazit:

Solange es noch keinen PDA mit eingebautem DVB-T/DVB-H-Empfänger gibt, ist die Slingbox eine Alternative. Allerdings sollte man sich auf die WLAN-Nutzung beschränken: Via GPRS/UMTS funktioniert das Streaming ebenfalls wunderbar, in der aktuellen Version des SlingPlayers fallen allerdings knapp 1 MB pro Minute Datentransfer an.
Im heimischen Netz ist die Slingbox eine wirkliche Bereicherung. Egal an welchem PC, egal an welchem Ort, der Fernsehempfang ist gesichert. Und durch die Tatsache, dass die Slingbox beliebig positioniert werden kann, hat man auch Empfang an Stellen, die mit einer lokalen DVB-T-Karte keine Chance liessen.

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