Sony XPERIA Z - Test und Vergleich mit dem Nokia Lumia 920

Geschrieben von (04.03.2013 08:00 CET)

Android ist – zumindest den Verkaufszahlen nach – das Maß aller Dinge im Moment, ein Argument mehr, immer mal wieder den Blick über den Tellerrand zu wagen. Mit dem XPERIA Z hat Sony sein erstes HighEnd Android-Smartphone auf den Markt gebracht, Grund genug, dieses zu testen. Eine Woche lang habe ich auf jedes andere Telefon verzichtet und alleine mit dem XPERIA Z gearbeitet. Sicherlich kein objektiver Test, denn ich bin ohne Frage Windows Phone-verseucht. Zumindest aber ein so objektiv wie möglicher Versuch, einen Vergleich zwischen dem Stand der Dinge von Windows Phone und seinem Flaggschiff Nokia Lumia 920 und Android zu ziehen.

Das Testgerät stammt von O2, ist aber unlocked und unbranded, also so neutral und unabhängig vom Netzbetreiber wie eben möglich. “Frei“ allerdings ist etwas anderes, doch dazu mehr später.

Ich bin ein haptischer Mensch, und so hat das XPERIA Z einen durchaus nicht geringen Reiz: es ist schwarz (oder weiss oder lila), und das durchgängig. Vorne und hinten bedecken Glasplatten das Gehäuse, die mit dem Chrom-Einschaltknopf rechts und der schimmernden, hochwertigen Plastik-Seite ohne Frage einen extrem hochwertigen Eindruck machen. Sony ist vom bisherigen Design der XPERIA-Serie abgewichen, und fast kann man meinen, daß man ein wenig das iPhone als Konkurrenz im Auge hat. Alle Schnittstellen (USB, micro SD, Kopfhörer, SIM-Karte) sind hinter Abdeckungen versteckt, sodass der Eindruck eines Gerätes aus einem Guß nicht gestört wird. Neben dem visuellen Eindruck hat das aber noch einen Zusatznutzen: Das Gerät ist wasserdicht und nach den Industrienormen IP55 und IP57 zertifiziert. Das XPERIA ist schmutzig? Kein Problem, es unter fliessendem Wasser abzuwaschen, wie im eigenen Test durchgeführt. Andere Tester haben war Waldmeister verwendet, weil der durch seine grüne Farbe beim Eindringen hinter den Bildschirm besser sichtbar wäre… und später ja per Wasser abwaschbar ist. Keine Probleme.

Sony hat allerdings einen – aus meiner Sicht fatalen – Fehler gemacht: Die Glasflächen sind nicht aus dem allseits verbreiteten Gorilla-Glas, und damit deutlich kratzempfindlicher als beispielsweise das Lumia 920. Die Konsequenz: trotz vorsichtiger Benutzung und Transport in der leeren Hemdtasche sind auf der Rückseite des Testgerätes nach einer Woche bereits Kratzer. Kleine zwar, aber da diese nur durch das Liegen auf der Tischoberfläche kommen können, beängstigend. Mein Lumia 920, das ich seit Monaten vollkommen ohne Vorsicht nutze, hat auf der Vorderseite im Gorilla-Glas noch keinen einzigen Kratzer, auf der Polycarbonat-Rückseite und der Chrom-Umrandung der Kamera noch keinen einzigen. Hier ist der visuelle Eindruck sicherlich beim XPERIA Z besser, die Haltbarkeit aber sichtbar geringer… und damit der Wert über die Zeit ebenfalls.

Was das XPERIA Z auszeichnet. ist der Bildschirm. Das als Bravia-Engine bezeichnete, kontrast- und farbstarke 5,0 Zoll-Display ist eines der ersten in einem Smartphone, das Full HD auflöst und damit 1920*1080, wie ein HD-Fernseher also. Das führt dazu, dass das Gerät einen extrem hohen ppi-Wert hat (Pixels per Inch), mit 440 deutlich höher als der des iPhone 4 (326 ppi) hat,  das den Begriff „Retina Display“ geprägt und natürlich auch höher als der des Lumia 920 (332 ppi). Nun stellt sich aber die Frage, wie viele Pixel das Auge sehen kann: Nicht mehr als die „Retina-Norm“ des iPhone 5, und damit ist bei aller Begeisterung für die Full HD-Auflösung der Effekt mit bloßem Auge nicht sichtbar. Allerdings hat die Auslösung von der Kompatibilität natürlich einen Vorteil: Full HD Videos können ohne Konvertierung des Quellmaterials oder Umrechnung zur Darstellung direkt angesehen werden, ohne Verluste. Und das ist eindrucksvoll!

Auch wenn die 0,3 Zoll größeres Display  nur in einem marginal größeren Gehäuse (im Vergleich zum Lumia 920) resultieren, so sorgen sie dann aber doch dafür, daß bei moderat großen Händen die einhändige Bedienung genau an der Grenze zu durchführbar und gefährlich taumelt: In einer der Ecken des Bildschirms mit dem Daumen zu gelangen, birgt das gefühlte Risiko, daß das Gerät aus der Hand kippt.

Sony hat einen bemerkenswerten Job gemacht, die Hardware zusammenzustellen und den optischen wie Funktionalen Eindruck zu perfektionieren: Das XPERIA Z macht einen unglaublich hochwertigen Eindruck, auch wenn die Glasflächen kaum ohne Fingerabdrücke anzutreffen sind: Man fühlt sich ständig genötigt, mit einem Mikrofasertuch die Glasflächen zu säubern… und hat eine Minute später wieder eine beweisfähige Sammlung der eigenen Fingerabdrücke zur Verfügung. Da ist das Lumia 920  natürlich mit seiner Polycarbonat-Oberfläche subjektiv weniger hochwertig, allerdings auch deutlich weniger fordernd in der Reinigung.

Das Display des XPERIA Z hat neben all der Begeisterung während der Nutzung einen gravierenden Effekt auf die Akkulaufzeit. 2330 mAh ist die nominelle Kapazität, im Gegensatz zum 2000mAh-Akku des Lumia 920. Erwarten sollte man dadurch also eine bessere Akkulaufzeit, und die läßt sich auch nach mehreren Ladezyklen nicht erkennen, ganz im Gegenteil: In echt gleicher Nutzung beider Geräte kämpft das XPERIA Z damit, das Ende eines langen Arbeitstages noch ohne Akkuladung zu erleben, während das Lumia 920 noch in den nächsten Tag hinein kommt. Der Grund dafür lässt sich leicht bemerken: Das hochauflösende Display des XPERIA Z schluckt eine Menge mehr Strom als der eines weniger hoch auflösenden Displays wie des des Lumia 920 oder eines anderen Highend Windows Phones. Standby und Telefonleistung sind besser, sobald aber das Display des Sony an ist, kann man das Leeren der Batterie fast mitverfolgen. Da hilft auch der von Sony eingeführte Stamina-Modus nichts, der im Standby des Gerätes Funksender und andere Akkuverbraucher ausschaltet. Abgesehen davon, dass es bei einem Smartphone wenig sinnvoll erscheint, Mails und andere Konten immer nur bei eingeschaltetem Display aktualisiert zu bekommen, das führt den Sinn einer Push-Verbindung vollkommen ad absurdum. Die Konsequenz daraus: Man hat ein ungutes Gefühl, das Gerät intensiver zu nutzen, auch wenn das subjektiv und meist nicht einmal berechtigt ist.

Die Kamera des XPERIA Z weckt hohe Erwartungen: 13 Megapixel mit Exmor RS Chip, das sind mal eben so viele Megapixel mehr im Vergleich zum Lumia 920, dass gleich eine weitere Smartphone-Kamera hineinpassen würde. Und Sony hat im Taglicht durchaus einen guten Job gemacht, die Bilder sind kontrastreich und farbecht, wenn auch immer mal wieder ein wenig unscharf. Abhilfe schafft hier, die intelligente Automatik auszuschalten und manuelle Einstellungen vorzunehmen, was natürlich der Schnappschuss-Fähigkeit nicht wirklich zuträglich ist. In schlechten Belichtungssituationen aber ist die Kamera des Lumia 920 deutlich und konkurrenzlos unterlegen. Wo beim Lumia die Darstellung noch scharf und knackig ist, rauscht es beim XPERIA Z gewaltig.

Ein weiterer Punkt aber, der bitter ist: bis die Kamera gestartet ist, vergehen teilweise (Stamina-Modus schon ausgeschaltet) 4-5 Sekunden. Dazu noch in die Bewertung aufgenommen, daß es keinen dedizierten Kamera-Button gibt, der Lockscreen also erst einmal mit der Kamerafunktion entsperrt werden muß, dann dauert der Start der Kamera beim XPERIA Z gut dreimal so lange wie beim Lumia 920. Schnappschüsse? Nur mit Glück.

Zusammengefaßt: Das XPERIA Z ist ein feines Stück Hardware, das vom Design und der Funktionalität zu überzeugen weiß, auch wenn es an der einen oder anderen Stelle Grund zur Kritik gibt. Meiner persönlichen Meinung nach ist es aber in der Nutzung keineswegs besser als das Lumia 920, für mich sogar leicht dahinter.

Windows Phone und Android miteinander zu vergleichen, ist eine sehr subjektive Sache und soll auch nicht Gegenstand dieses Tests sein, nur die Conclusio sei mir gestattet: Nach einer Woche Android freue ich mich wie ein Schneekönig darauf, endlich wieder in den Komfort von Windows Phone zurückzukommen.

Objektiv ist allerdings zu bemerken, daß auch ein Quadcore-Prozessor, wie ihn das XPERIA Z verwendet, nicht vor Ruckeln schützt. Ich vermute, daß dies nicht eine Frage der Hardware, sondern der unzureichenden Anpassung von Android auf das Gerät ist: Beim Wechsel der Homescreen-Seiten, wenn sich Widgets gerade aktualisieren, ruckelt es teilweise ganz heftig, eine Umstand, der beim Lumia 920 mit seinem Dual Core Prozessor, aber auch selbst bei „kleinen“ Modellen wie dem Lumia 620 nicht ein einziges Mal vorgekommen sind.

Preis:

ca. EUR 630,- hier

Fazit:

Das XPERIA Z ist ein hochwertiges, interessantes Gerät, leider mit dem „falschen“ Betriebssystem. Für mich persönlich ist und bleibt das Nokia Lumia 920 das Top-Gerät, sowohl von der Haptik, der Performance, der Kamera als auch des Betriebssystems wegen.

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