HP (Palm) Veer WebOS 2.2-Smartphone

Geschrieben von (15.07.2011 00:00 CET)

Gute Ideen, schlechte Vermarktung. So oder so ähnlich könnte man durchaus die Versuche von Palm beschreiben, mit Web OS wieder Fuß auf dem Markt zu fassen. Die Konsequenz: Der Verkauf der Marke und seiner Patente an Hewlett Packard. Zwei ehemalige Marktführer (Palm mit dem hauseigenen Mobilsystem, HP mit den iPAQs und Journadas als Pocket PCs) tun sich zusammen, um gemeinsam zu alter Stärke zu finden.

Der HP Veer, das kleinste Smartphone mit Tastatur, das momentan auf dem Markt ist, ist das erste Ergebnis dieser neuen Firmenkonstellation, und unter einer Prämisse kann dieser durchaus als Erfolg durchgehen: Das Veer ist kein Power-Smartphone, dass den „Road Warrior“ zufriedenstellen wird, aber es ist ein absolut gelungenes Mini-Smartphone, mit dem man schnell telefonieren, Nachrichten empfangen und schreiben und Neuigkeiten erfahren kann.

Der Kommentar, der mit im Test am häufigsten entgegenschallte, wenn ich das Veer aus der Tasche holte: „Sexy!“. Zu Recht: Das Veer ist so winzig, dass es in der Handfläche verschwindet, und hält man es in der Hand, dann erscheint es edel und zugleich unscheinbar. Das liegt vor allem an dem Verzicht auf irgendwelche Bedienelemente auf der Vorderseite: Diese ist aus Glas und einfach nur schwarz, die einzige „Taste“ befindet sich unten und wird nur durch Antippen aktiviert und glimmt dann weiß.

An der Gehäuseseite befinden sich dann die Lautsprecherwippe für die Lautstärke, der Ein-/Ausschalter und die Vibrationstaste (die alle Systemtöne abschaltet und nur noch Vibrationsalarmierung erlaubt).

Der SIM-Karten-Slot befindet sich ab oberen Rand zwischen Display und Tastatur, und stellt einen der Schwachpunkte des Gerätes dar. Die Plastikklappe, die zum Einlegen der SIM-Karte geöffnet werden muss, ist so eng, dass man mehrere Versuche benötigt und versucht ist, ein Messer zu verwenden… was bei Plastik fast unweigerlich Spuren hinterlässt. Geduld ist hier angesagt!

Das gesamte Gehäuse ist gummiert und matt, eine unglaubliche Erleichterung im Vergleich zum sich immer mehr durchsetzenden Klavierlack-Look und damit relativ resistent gegen Fingerabdrücke. In der Summe also: Klein und schick.

Schiebt man dann das Gerät nach oben auf, dann erscheint wie beim „großen Bruder“, dem Palm/HP Pre, eine Tastatur. Nun höre ich schon den ersten Aufschrei: „Bei einem so winzigen Gerät eine Tastatur? Das kann nicht funktionieren!“. Doch, kann es. Die Tastatur nutzt den Platz so optimal aus, dass sie auch mit dicken Fingern noch nach einer Eingewöhnungsphase nutzbar ist. Sicherlich nicht für Romane, aber für Nachrichten allemal.

Allerdings hat diese winzige Gehäuseform auch Nachteile: Während man den Pre noch in einer Hand halten konnte, um die Tastatur aufzuschieben, ist dies beim Veer kaum möglich, oder eben nur durch Nachgreifen. So klein ist das Gerät, dass man mit dem Daumen gar nicht zum Display gelangt und das Gerät hochschieben muss.

Dazu kommt, dass kein Platz für einen Kopfhörer- oder micro-USB-Stecker vorhanden war. Darum hat HP dem Veer eine "Dockingleiste" verpasst, auf die dann ein magnetisches Adapter aufgesteckt wird. Potentieller Verlustfaktor inklusive...

Ein kleines Gerät bedeutet auch ein kleines Display, und das geht automatisch auf die Auflösung: 320*400 Pixel finden sich auf dem 2,6-Zoll Display, ein Viertel der Bildpunkte der gebräuchlichen Displays. Am Ende des Tages aber ist selbst das etwas, mit dem man leben kann: Das kapazitive Display kann auch auf großen Internet-Seiten durch Tippen und Schnippen mit den Fingern auf die richtige Ansicht gebracht werden, und im System selbst reicht die Auflösung auch vollkommen aus.

Wie die Vorgänger hat auch der Veer fest verbauten Speicher (von 8GB), der nicht über eine Speicherkarte erweiterbar ist. Auf Grund der geringen Größe aber hat sich HP entschlossen, auch den Akku fest einzubauen… was die Möglichkeiten, einen Zweitakku mitzunehmen oder den integrierten (mit 910 mAh relativ knapp bemessenen) Akku auszutauschen, arg einschränkt. Hier kommt einer der Knackpunkte des Veer zu Tage: Knapp über einen Tag hält der Akku im Normalbetrieb mit moderater Nutzung, moderatem Telefonieren und Dauerverbindung an einen Exchange-Server. Das ist deutlich weniger als das, was die Konkurrenz bietet.

Der 800 MHz Scorpion Prozessor mit Adreno 205 GPU und Qualcomm MSM 7230 Chipsatz sollte nominell ausreichend sein, um den Veer flüssig zu betreiben, in der ersten Version will dies aber nicht immer gelingen: Das Testgerät hatte immer mal wieder Phasen, in denen das Scrollen durch Listen stockte, Kontakte sich extrem langsam aufbauten, teilweise gespeicherte Nummern bei einem eingehenden Anruf nicht einem Kontakt zugeordnet werden konnten etc. Das mag mit einem Update auszubügeln sein, und fällt im Normalbetrieb auch nicht extrem auf, ist aber, wenn man gerade dringend Performance braucht, auf jeden Fall störend.

Hinzu kommt, dass HP offensichtlich noch Serverprobleme hat: Wer über den WebOS App Catalog Software kaufen möchte, der kann zum Testzeitpunkt Mitte Juli noch keine deutsche Kreditkarte hinterlegen, sondern nur nordamerikanische (dabei ist egal, ob man ein bestehendes Palm-Konto wiederhergestellt hat oder ein neues anlegt). Sicherlich nur ein temporäres Problem, das man aber kennen sollte, um nicht alle verfügbaren Email-Adressen zu verschwenden und neue Palm-Konten anzulegen… J

WebOS selbst hat seinen Reiz: echtes Multitasking, die Fingerbedienbarkeit, das „Just Type“-Prinzip (man tippt auf der Tastatur einfach los und das System versucht zu erkennen, was man gerade machen möchte), das passt zum Veer: Kein Hochleistungssystem, aber eines, das man unterwegs schnell und effektiv für die wichtigsten Anwendungsfälle nutzen kann.

Preis:

ca. EUR 300,- bei Amazon.

Fazit:

Alles in allem ist das Veer ein gutes Telefon für die schnelle Nutzung unterwegs. Wer Rechenpower benötigt, der ist falsch bedient, wer unterwegs telefonieren und kommunizieren möchte, ohne die Hosentasche allzu voll zu haben, der ist mit dem HP Veer gut bedient.

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