Wearables: Vergleich Microsoft Band und Android Wear

(08.01.2015 14:00 CET)

Der Markt der Wearables wächst zusehends. Auf der gerade stattfindenden CES sind viele Neuvorstellungen und Prototypen Smartwatches und Fitnesstracker. Apple hatte bereits im vergangenen Jahr mit der Apple Watch (früher iWatch)eine Smartwatch vorgestellt, deren Einführung allerdings unbestimmt irgendwann 2015 angekündigt. Im Android-Lager ist mit Android Wear eine komplett eigene Plattform am Start, und Microsoft hat mit dem Dienst Microsoft Health und dem Microsoft Band als erstem Gerät ebenfalls erkannt, dass hier Bedarf besteht. Mangels der Verfügbarkeit der Apple Watch soll dieser Artikel die Unterschiede zwischen den beiden anderen Plattformen beleuchten.

Fitness: Man mag nun geteilter Meinung darüber sein, ob eine Hardware, die Gesundheitsdaten an einen externen Dienst überträgt, eine sinnvolle und wünschenswerte Sache ist, das aber ist eine subjektive Einschätzung eines jeden Nutzers. Sowohl das Microsoft Band (mit Microsoft Health) als auch Android Wear (mit Google Fit) bauen natürlich darauf, dass eine möglichst umfassende Plattform zur Verfügung zu stellen.

Das Microsoft Band zeichnet sich durch eine Vielzahl von Sensoren aus – wobei dies eine Hardwarefrage ist, nicht notwendigerweise eine der Plattform. Optische Pulsmessung, Helligkeit, Hautspannung, Bewegung (Beschleunigung wie Lage), Mikrofon, UV und sogar ein integriertes GPS, mit dem unabhängig vom Smartphone Aufzeichnungen von Läufen gemacht werden können. Auch wenn die Plattform noch am Anfang steht, mit Apps wie Band Sensors kann hier dediziert auf die Sensoren zugegriffen werden, weitere Anwendungen werden folgen.

Bei den aktuellen Android Wear-Geräten (z.B. der Moto 360 oder der LG G Watch R) sind ebenfalls Lage-/Beschleunigungssensoren, ein Lichtsensor , ein optischer Pulsmesser und ein Mikrofon integriert. Die LG G Watch R hat einen barometrischen Sensor, der allerdings noch nicht genutzt wird, die Sony Smartwatch 3 hat ein integriertes GPS, das autark vom Smartphone die Position mit aufzeichnen kann.

Nun zeigt gerade die Fragmentierung bei den Android Wear-Geräten, dass weitere Sensoren hinzu kommen können, was das Microsoft Band aber klar zum Gewinner macht, ist die Integration. Aktuell kann beispielsweise bei Android Wear via RunKeeper ein Lauf aufgenommen werden (intern geht dies nicht), dabei werden aber die Pulsdaten nicht übertragen.

Beim Microsoft Band werden GPS- wie Pulsdaten automatisch mit aufgezeichnet (dies kann vom Benutzer verweigert werden) und sind in der Auswertung des Laufes dann direkt verfügbar. Natürlich lässt sich dieses nachrüsten, im Gesamten aber macht Android Wear (zum Strand der aktuellen Version 5.0.1) den Eindruck eines unfertigen, nicht konsequent genug umgesetzten Systems.

 

Smartwatch-Funktion und Bedienung:

Nun hat Microsoft mit dem Band ein Band und keine Uhr auf den Markt gebracht, alleine vom Design her unterscheidet sich dieses von den runden Smartwatches von Motorola und LG. Das führt dazu, dass sich letztere über Android Wear mit verschiedensten Zifferblättern versehen lassen, die auf den ersten Blick den Eindruck einer echten Uhr erwecken. Auf den zweiten natürlich nicht mehr, aber gefühlt sind die Android Wear-Geräte deutlich mehr „Uhr“ als Smartwatch.

Ein wenig anders verhält es sich mit den Benachrichtigungs-Funktionen, die für mich persönlich (und das ist ganz klar subjektiv!) der Kern einer jeden Smartwatch sind. Google Wear regelt dies durch kleine Karten, die eingeblendet werden und über ein beliebiges Ereignis, das auch im Benachrichtigungsbereich des Android Handies angezeigt werden, informiert. Diese Karten können dann geöffnet werden und entweder angesehen (bis hin zum Lesen einer kompletten E-Mail) oder auf dem Smartphone geöffnet werden. Ein Manko hat Android Wear hier allerdings: kommen bei nicht-Google-Anwendungen (z.B. einem Exchange E-Mail-Konto, WhatsApp etc.) mehrere Berichtigungen an, dann werden diese in einer gemeinsamen Karte angezeigt und können nicht mehr einzeln geöffnet werden. An einem Beispiel: kommen drei E-Mails an, bevor der Anwender sie öffnet, dann erscheinen in der Karte die Betreff-Zeilen der drei E-Mails. Die jeweils einzelnen E-Mails können aber nicht mehr geöffnet werden.

Im Vergleich dazu sind alle eingehenden Benachrichtigungen auf dem Microsoft Band immer noch verfügbar und können später und separat verwendet werden. Für mich persönlich deutlich angenehmer.

Auch die Bedienung unterscheidet sich signifikant: Das Microsoft Band ist darauf ausgelegt, möglichst unauffällig genutzt zu werden. Zum einen ist es sehr schmal und fällt nicht groß auf, zum anderen lässt es sich mit seiner Kachel-Bedienoberfläche unauffällig durch Wischen bedienen. Bei den Android Wear-Uhren ist das ein wenig anders: Diese sind stark darauf ausgelegt, dass sie sprachbedient werden. „Ok Google“, um die Smartwatch zum Zuhören zu bekommen, dann kann die Funktion oder App genannt werden, die gestartet werden soll. Per Finger sind die Wege hier lang: Doppeltippen auf das Display, um die Uhr zu wecken, dann Wischen nach ganz unten auf „Start“, dann Heraussuchen und Antippen des entsprechenden Symbols. Alternativ kann man sich mit der Zusatzapp „Wear Mini Launcher“ behelfen, die beim Wischen von links nach rechts über den Bildschirm ein grafisches Menü mit Symbolen für die einzelnen Wear Apps anzeigt. Das allerdings kollidiert das ein oder andere Mal mit dem „Wegwischen“ von Benachrichtigungen, kurz: Bequem ist das Ganze nicht.

 

Erweiterbarkeit:

Das Microsoft Band ist, wie es ist: es hat seine vorgegebenen Kacheln, die über die Smartphone-App konfiguriert werden können, und das war es – bisher. Im Gegensatz zu Android Wear, wo es einen eigenen Wear Store für Apps gibt und mobile Komponenten von Android Apps sich mit auf die Android Wear-Uhr transferieren können, ist das wenig. Es bleibt abzuwarten, ob Microsoft hier Erweiterungen vornehmen wird, der Status Quo spricht aber eindeutig für Android Wear. Natürlich immer vorausgesetzt, dass der Anwender diese Erweiterbarkeit wünscht, schaden tut sie in jedem Fall nicht.

 

Datenschutz:

Im Zusammenhang mit Wearables ein Dauerthema: Sensoren, die die Körperdaten aufnehmen können, sind potentiell dazu geeignet, diese auch zu verwenden, unsichtbar aufzunehmen und weiter zu verteilen. Google bietet hier bei Android Wear keine Möglichkeit, den Pulssensor auszuschalten, Microsoft beim Band sehr wohl. Nun mag man anmerken, dass das ja nicht heisst, dass die Daten nicht trotzdem erhoben und übertragen werden. Das aber ist ein Risiko aller Wearables. Festzuhalten bleibt: Man braucht Vertrauen, um eine Smartwatch zu tragen, oder totale Entspannung, weil die Daten egal sind.

 

Preis:

Das Microsoft Band ist immer noch nur in begrenzten Stückzahlen in den Microsoft Stores oder zu deutlich höheren Preisen bei ebay zu bekommen.

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Fazit:

Meine persönliche Meinung: Nach zwei Wochen Android Wear (erst der Moto 360, dann der LG G Watch R) bin ich froh, wieder zum Band zurückzukehren. Geringere Ausmasse, besserer Zugriff auf die Benachrichtigungen und unauffälligerer Betrieb stehen der Erweiterbarkeit durch Apps auf der Smartwatch entgegen. Und für mich ist deren Nutzen fraglich: Auf dem kleinen Display ist die Interaktivität einegschränkt, sodass man doch eher das Smartphone zückt. Einzig die Möglichkeit der Navigation mit Anzeige der Anweisungen auf der Smartwatch sind für mich die Ausnahme.

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