Nokia Lumia 2520 Windows RT 8.1 Tablet

(06.04.2014 15:00 CET)

Im vergangenen Jahr waren es vor allem zwei Nokia-Geräte der Lumia-Reihe, die für Furore gesorgt hatten. Zum einen das Lumia 1520, das mit seinem 6 Zoll-Display zum einen das größte, zum anderen das erste und bisher einzige Windows Phone mit einem Full HD-Display war. Zum anderen das lange vorher schon erwartete Lumia 2520: Immer wieder war Nokia mit einem Windows Tablet in Verbindung gebracht worden, und erst kurz vor dem Zusammenschluss mit Microsoft kam das Gerät, das sich durchaus als Konkurrenz zu Microsofts Surface 2 verstehen kann, in den USA und in UK auf den Markt.

 

Seit Mitte März und mit Liefertermin am 10. April 2014 schließlich können auch deutsche Kunden – vorerst exklusiv über Cyberport.de - das Gerät bestellen. Nun stellt sich die Frage: Warum EUR 599,- für ein „Gerät mit kastriertem Windows“ ausgeben, wenn man für weniger Geld bereits ein vollwertiges Windows 8 Tablet bekommt? Das Lumia 2520 läuft - mittlerweile als einziges aktuelles Gerät neben Microsofts Surface – mit Windows RT, kann also nur Applikationen aus dem Windows Store installieren, aber keine normalen Windows Programme.

 

Die Antwort fällt, am Ende in mehreren Ebenen gegeben, leicht. Windows RT hat die meisten Standard-Dinge von Windows 8 mit an Bord: Mail, Kontakte, einen Desktop-Modus mit Explorer etc., zusätzlich noch ein vollwertiges Office 2013. In der Praxisanwendung wird es wenig geben, dass dem Normalbenutzer fehlt. Natürlich findet sich unter der immer noch stetig wachsenden App-Anzahl im Windows Store nicht die Nischen-Anwendung, die man im speziellen Fall sucht, und damit ist das Lumia 2520 kein „vollwertiger“ PC. Aber deutlich näher dran als ein iPad oder ein Android-Tablet.

Ich nutze aktuell parallel zum 2520 ein Lenovo Tablet 8 und ein Microsoft Surface Pro 2, und es gibt nur wenige Momente, in denen ich etwas vermisse. Als alleiniger PC wäre das 2520 nicht geeignet, als Begleiter in den meisten Situationen aber schon.

 

Um das Lumia 2520 zu mögen muss man die Lumia-Designsprache mögen. Am Ende ist das Gerät nicht viel anderes als ein riesiges Lumia 720 mit Aussenmassen von 267mm x 168mm x 8.9mm, den gerundeten Ecken und den Tasten, wie man sie von den Windows Phones kennt. Mit einem Gewicht von ca. 615 Gramm ist es dazu kein Leichtgewicht, allerdings immer noch knapp an der Grenze, in der man auch einhändig damit arbeiten kann. Allerdings: das 10.1 Zoll Full HD Display ist mit Abstand das beste, das ich bisher in einem Windows Tablet gesehen habe. Mit 650 cd/m² ist es deutlich heller als die Displays der Konkurrenz, und durch einen reflektiven Anteil – und hier kann ich Nokia nicht genug danken – auch sonnenlichtauglich. Wo Surface, Lenovo, Dell und andere versagen, da kann das Lumia 2520 noch verwendet werden. Für mich als Kindle-Vielleser auf allen mobilen Geräten ein unschätzbarer Vorteil.

Auch die Schärfe und Farbtreue werden zu Recht in jedem Test hoch gelobt.

 

Und dann wäre da noch die Tatsache, dass das Lumia 2520 das erste Windows RT-Tablet (und neben dem Acer W701 hierzulande auch das einzige Windows 8 Tablet) mit integriertem SIM-Karten-Slot ist. Über eine Micro-SIM kann der kabellose Zugang ins mobile Datennetz aufgebaut werden und darin dann bis hin zu LTE-Geschwindigkeit gesurft werden. In der Praxis ist die Verbindung schnell aufgebaut und sehr stabil... was übrigens auch für die WLAN-Verbindung gilt. Diese Funktion mag für den Zuhause-Surfer irrelevant sein, wer aber auch mal unterwegs ist, der wird sie zu schätzen wissen.

 

Mit dem verbauten 8120 mAh-Akku schafft das Lumia 2520 gute 12-13 Stunden Betrieb, bei kontinuierlicher Videowiedergabe immer noch gute 8 Stunden, und das von Nokia beworbene „Schnellladen“ schafft es, das komplette Gerät in knappen anderthalb Stunden voll zu laden. Allerdings nicht ohne einen Preis dafür: Verwendet wird nicht – wie bei den meisten aktuellen Windows Tablets – ein micro-USB-Lader mit 5 Volt-Ladespannung, sondern ein proprietäres Netzteil mit 20V Ausgangsspannung. Das nimmt dem Anwender die Möglichkeit, das 2520 mittels eines externen Akkus unterwegs laden zu können. Ob man das nun auf Grund der guten Akkulaufzeit (und der Tatsache, dass als Zubehör später noch ein Power Keyboard mit integriertem Akku für weitere 5 Stunden Betrieb kommen soll) muss, ist subjektiv. Flexibilität kostet es in jedem Fall.

Direkt am Gerät befinden sich ein Micro-HDMI-Anschluss als Videoausgang für Beamer, Monitor und Fernseher und ein micro-USB 3.0-Anschluss, an den beliebige USB-Geräte mittels eines optionalen Adapters angeschlossen werden können. Das funktioniert prima bei USB-Sticks, USB 3.0-Festplatten hadern allerdings wie bei anderen Geräten mit diesem Anschluss mit dem geringen Strom und schreien nach einer zusätzlichen Stromversorgung. Das ist aber kein separates Problem des Lumia 2520.

Neben dem LTE-Modul, WLAN 802.11 a/b/g/n und Bluetooth 4.0 hat das Lumia 2520 einen NFC-Chip eingebaut, mit dem das Koppeln von Geräten vereinfacht wird und über den beispielsweise durch ein Lumia Smartphone (oder ein anderes Windows Phone oder Android-Telefon) Bilder und Daten kabellos und ohne separate Kopplung auf das Tablet hochgeladen werden können.

Die Kamera des 2520 ist die des Lumia 720. Mit einer Zeiss-Optik und durchaus ordentlichen Ergebnissen, allerdings für Nokia-Verhältnisse mehr als ein Jahr zurück. Was wäre es schön gewesen, wenn man zumindest die Kameraqualiät des 1520 oder 930 zur Verfügung gehabt hätte... keine Frage, ein Tablet ist in den seltensten Fällen ein mobiler Fotoapparat, aber trotzdem bleibt hier ein leicht schaler Nachgeschmack, vor allem, wenn man weiss, was Nokia Kameratechnisch zu leisten im Stande ist.

Viel hat Nokia richtig gemacht: Das 2520 (das aktuell in mattem Schwarz und in glänzendem Rot verfügbar ist) wirkt mit seinem von den Windows Phones bekannten Polycarbonat-Gehäuse zugleich frisch und peppig wie auch kompakt. Natürlich ist das Gehäuse ein Fingerabdruckmagnet, auf der anderen Seite ist es mal eine Alternative zum ewigen Schwarz der Konkurrenz. Einzig der Slot für die SD- und SIM-Karte bietet Anlass zur Kritik, denn dieser schliesst nicht plan mit dem Gehäuse ab, was auf Dauer zu Verschmutzung der Kanten führt.

 

Was mir allerdings vollkommen unverständlich bleiben will: Das Lumia 2520 wird ausschliesslich als 32GB-Gerät angeboten. Da davon noch der Systemspeicher abgeht, bleiben dem Anwender knappe 25GB übrig, davon schluckt Windows nochmal knapp über 8GB. Keine Frage, der Micro SD-Slot (angegeben bis 32GB, eine Sandisk 64GB micro SD wird aber problem- und fehlerlos erkannt und genutzt) hilft da, allerdings kommt man schon recht schnell an die Grenzen, wenn man das eine oder andere größere Spiel installiert. Bei den heutigen Speicherpreisen eine Entscheidung, die nicht wirklich zu verstehen ist.

Preis:

EUR 599,- ohne Vertrag (aktuell mit kostenloser 32GB micro SD gratis) bei Cyberport.de, mit Datenvertrag knapp EUR 70,-

Fazit:

In der Summe aber ist das Lumia 2520 für mich ein grosser Wurf. Power, Akkulaufzeit, das ultrahelle Display und das integrierte LTE-Modul machen ein Gesamtpaket, das seinen Preis wert ist. Ob nun der Verzicht auf „echte“ Windows Apps akzeptabel ist, das muss jeder selber entscheiden. Die just auf der BUILD angekündigten „Universal Apps“, die plattformübergreifend laufen sollen, dürften hier nochmal einen signifikanten Schub an verfügbaren Apps bringen.

Das 2520 ist ein erster, gelungener Wurf von Nokia im Tablet-Segment, der leider zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt. Wie Microsoft nach der Übernahme von Nokia auch im Hinblick auf die eigenen Surface-Tablets auf die Produktpalette Einfluss nehmen wird, das bleibt abzuwarten.

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