Das Bild von Amazon&den Gewerkschaften: ver.di glaubt, glaubt alles

Wenn ich mir meine Amazon-Kaufhistorie anschaue, dann wird mir jedes Mal anders: Mittlerweile ist das Angebot so breit und die Preise so angepasst, dass man die wichtigsten Dinge des täglichen Bedarfs dort bekommt. Und wenn ich mir anschaue, dass die Preise sich fast ohne Ausnahme am unteren Ende der Preisskala der Konkurrenz bewegen, dann erwarte ich eines nicht unbedingt: Dass die Amazon-Mitarbeiter im Hochlohnsektor beschäftigt sind. In sofern ist mir die mittlerweile alljährliche Diskussion rund um das "Ausbeuter-Gehabe" von Amazon mehr als suspekt. Man muss doch nicht intellektueller Überflieger sein, um die logische Kette "günstiger Preis -> wenig Marge -> gedrückte Kosten" zu verstehen?

Auch wenn eine meiner liebsten Freundinnen gewerkschaftsnah ist: Ich habe mit den Gewerkschaften eh so meine Probleme. Im konkreten Fall: ver.di erweckt - leider recht erfolgreich - den Eindruck, Amazon würde sich einem Tarifvertrag verweigern. Blödsinn: es geht rein um die Diskussion "Einzelhandel" vs. "Logistikbranche" und die Tatsache, dass der Einzelhandels-Tarifvertrag "deutlich" besser ist als der der Logistikbranche. Die genauen Zahlen am Beispiel NRW finden sich hier für den Einzelhandel und hier für die Logistikbranche. Kleiner, aber nicht unerheblicher Unterschied: in beiden Branchen liegen die Löhne signifikant über dem aktuell festgelegten Mindestlohn.

Was also ist die Diskussionsgrundlage, oder besser: welches Ziel verfolgt ver.di mit den regelmässigen Populismus-Attacken? Meine Meinung: Die Popularität von Amazon ("alle kaufen da") nutzen, um mit Nebelbomben den eigenen Namen wieder in die Presse zu bringen und den rapiden Mitgliederschwund aufzuhalten. Ob das allerdings der grundsätzlichen Idee einer Gewerkschaft entspricht, die Frage muss zulässig sein. In sofern fand ich die heutige Meldung bei Spiegel Online hochspannend, die die schriftlich fixierten Proteste von Amazon-Mitabeitern, die sich gegen das Vorgehen und die Berichterstattung von ver.di verwahren, thematisiert. Zitat aus dem Quellartikel der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ), der wiederum das amazon-Logistik-Blog zitiert: "... distanzieren sich von derzeitigen Zielen, Argumenten und Äußerungen der Verdi, die in der Öffentlichkeit über Amazon und damit über uns verbreitet werden."

Und die Reaktion der "Arbeitnehmervertreter"? Sie zeigen sich "verwundert darüber", nennen es gar "bedenklich", dass "einige Mitarbeiter" (wir reden hier von über 1000 Unterschriften bei über 9000 Mitarbeitern!) gar nicht auf die Idee kämen, dass man etwas verbessern könnte im Hinblick auf Festanstellung oder Verbesserung des "doch eher geringen Verdienstes".

Wenn ich ja bisher noch kein Beispiel für sinnfreie Agitation zum Selbstzweck gehört hätte, dann wäre das das Optimum. Unglaublich...

Nun grillt mich fröhlich, ich geh jetzt mal den Wocheneinkauf bei Amazon bestellen.... :)

Dieser Beitrag wurde geschrieben von am Montag, 6. Januar 2014 um 18:00 und eingeordnet unter Blog , Spitze Zunge .

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